Der utopische Raum – Gespräche mit Ilija Trojanow

Eine Kooperation von Globart mit dem Transformationsbüro des Landestheater Niederösterreich

Ausgehend von der Überzeugung, „dass menschlicher Fortschritt zunächst in Ideen gesät wird, bevor er in Transformationen aufgeht“, kommt Ilija Trojanow mit „Denker*innen und Aktivist*innen, Fachleuten und begnadeten Laien“ ins Gespräch.

Die Zukunft und das scheinbar Unmögliche frei zu denken und vom Wünschenswerten her in unsere Gegenwart zu blicken – das ist die Kraft der Utopie. Sie befreit das Denken und verschafft uns Klarheit für die notwendigen Schritte zur Veränderung.

Mit der experimentierfreudigen Gesprächsreihe geht Globart neue Wege. Wir bringen nicht nur die Kunst in den Diskurs, sondern auch diskursive Inhalte an Orte der Kunst. Die Reihe findet ab der Spielzeit 22/23 dreimal jährlich im Landestheater Niederösterreich statt. Inspirierende und provokante Positionen aus Wissenschaft, Kunst, Aktivismus und Wirtschaft sind eingeladen, ihre Geschichte zu erzählen und in den Diskurs zu treten, eine wünschenswerte Zukunft zu imaginieren. Es sind Persönlichkeiten, die eine ökosoziale Transformation voranbringen, indem sie Handlungsräume aufzeigen.

Das Theater als Verwandlungsraum, in dem Rollen eingenommen, dargestellt, interpretiert, Geschichten inszeniert werden, bildet hierfür den perfekten Ort – ein Möglichkeitsraum, in dem wir mit Erzählkunst und Vorstellungskraft in den Bann gezogen werden. Wo könnten die Funken besser überspringen?

Mit dem leidenschaftlichen Utopisten Ilija Trojanow als Gastgeber hat Globart einen prominenten Schriftsteller und Weltbürger gewonnen, der Menschen mit seinen Büchern aufrüttelt und in vielen Gesprächen zukunftsfähige Ideen entwickelt. In der Gesprächsreihe “Der utopische Raum” lädt er drei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten auf die Bühne: Nina Treu, ist Mit-Gründerin des “Konzeptwerks neue Ökonomie” und entwickelt Entwürfe für andere Wirtschaftsordnungen. Der Wissenschafter und Aktivist Alexander Behr ist in unterschiedlichen globalen Klima- und Antirassismus-Bewegungen aktiv. Der Autor Robert Menasse vermisst mit Leidenschaft die europäische Utopie. Sie alle werden sich mit Ilija Trojanow auf das Abenteuer des gemeinsamen Vorausdenkens einlassen.

Termine:

7. Juni 2023 – 19:30

Ilija Trojanow im Gespräch mit Robert Menasse – Über die Utopie Europa


„Mein Anspruch ist: Ich will Europa erzählen können. Die Abgründe, all den Wahnsinn, das Beglückende, das Großartige der Idee, die niederschmetternde Blödheit mancher Repräsentanten“ sagt Menasse in der Süddeutschen über seinen neuen, zweiten „Europa-Roman“. Unter den Bedingungen teilweise absurder Bürokratien und nationalistischer Rivalitäten reflektiert er in seinen Essays und Romanen mit großer erzählerischer Kraft die historische Bedingtheit des „Friedensprojekts Europa“, und beschreibt eine Realität, deren utopischer Kern stets aufs Neue errungen und verteidigt werden muss.

Rückblick:

3. Dezember 2022 – 19:30

Ilija Trojanow im Gespräch mit Nina Treu – Über ein gutes Leben für alle


„Wir benötigen Visionen, die uns Mut machen und solidarische Organisation, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen.“ Nina Treu und Ilija Trojanow eröffneten den ersten utopischen Raum mit einem intensiven Gespräch über wahre Bedürfnisse und Konzepte zur Verringerung von Produktion und Konsum – so genanntem Degrowth. Dabei beschrieb Nina Treu das Wesen der Utopie nicht als Ziel, sondern vielmehr als situativ aufkeimende Variante – als “Was wäre wenn?”– des Ist-Zustandes. Ilija Trojanow charakterisierte die Utopie als dynamischen Auslöser, der wie bei einem Dominoeffekt alles weitere in seiner Umgebung in Frage stellt. Eine Auseinandersetzung mit der Utopie einer autofreien Stadt rückt so zum Beispiel auch die permanente Verfügbarkeit des Warenüberflusses ins Bewusstsein – und dies wiederum führt zur Frage nach wahren Bedürfnissen. Viele Anekdoten beschrieben dabei zunächst verblüffende Momente als Ausgangspunkte für erkenntnisreiche utopische Gedankengänge. Im Anschluss an das Gespräch gab es rege Beteiligung aus dem Publikum über die Vor- und Nachteile von Verboten, die Notwendigkeit von Begegnungsräumen und die verschiedenen Wege des Klimaprotests.

19. Jänner 2023 – 19:30

Ilija Trojanow im Gespräch mit Alexander Behr – Über globale Solidarität


„Im Widerstand werden Utopien bereits im Kleinen gelebt.“ Alexander Behr berichtete im Gespräch mit Ilija Trojanow eindrücklich vom Kampf um Lützerath, wo eine breite solidarische Allianz das Abbaggern eines ganzen Dorfes und der darunter liegenden Braunkohle verhindern wollte.

Füreinander kochen, miteinander Landwirtschaft betreiben, Selbstorganisation, Hilfe für Fliehende… – im zweiten „utopischen Raum“ im Landestheater Niederösterreich berichtete der Wissenschaftler und Aktivist über viele unterschiedliche Formen von konkreter Solidarität, die im Kampf um eine bessere Welt nicht nur Hoffnung geben, sondern das Leben von Betroffenen wie Aktivist*innen transformieren. Die Diskussion mit dem Publikum war sehr lebhaft – es gab Enttäuschung über die Inkonsequenz politischer Entscheidungsträger*innen und leidenschaftliche Plädoyers für persönliches und politisches Engagement.