2025 – Franz Nigl: NIGLS CROWD

Franz Nigl: NIGLS CROWD

Ausstellung im Pavillon des Stiftspark Melk

29.08. – 31.10.2025, täglich von 9-18 Uhr

Vernissage: Freitag, 29.08.25 um 15 Uhr

Die Fresken im Gartenpavillon von Stift Melk sind aus heutiger Sicht exotistische Sehnsuchtsbilder von entfernten Gefilden.
Ihnen steht Nigls Crowd gegenüber. Sie starrt, fordert und beobachtet – reklamiert Achtung und wirft das Gegenüber multipliziert auf sich selbst zurück. Dadurch stimuliert die Installation das weite Spektrum xenophober und xenophiler Nuancen unserer DNA. Nigls Crowd, so scheint es, war schon immer da. Überall.

Formal unterscheiden sich die Tonfiguren von den Fresken beinahe diametral. Die Wände sind technisch ausgeklügelt, mit sanften, frohsinnigen Farben gestaltet. Sie spielen mit unterschiedlichen illusionistischen Tricks, mit Licht, Transparenz, Raumtiefe und dem Trompe-l’oeil. Sie suggerieren Greifbarkeit, sind aber letztlich flach und fern.
Nigls Crowd hingegen ist selbstbewusst simpel, sie bildet eine Einheit, sie ist schwer und sie ist in ihrer Plastizität, zumal als Gruppe, nicht eindeutig umrissen. Aber im Gegensatz zu den reinen Gedankenbildern an der Wand, sind sie auf das Wesentlichste reduziert.

Florian Reese, Leiter des Atelier 10, das Franz Nigl vertritt, und als Kurator die Ausstellung entwickelt hat: „Jede Figur scheint ein Abbild archetypischer Tiefstapelei zu sein, denn einzeln betrachtet sind sie zwar vertraut, aber starr und simpel. Als Crowd hingegen potenzieren sie sich jedes Mal neu und unüberlegt – vom Schreck bis zur Verzückung.”

Fabian Burstein, Intendant von Globart und künstlerischer Leiter der Tage der Transformation: „Franz Nigl im Gartenpavillon des Stift Melk ist Sinnbild für die Widersprüchlichkeiten, die wir im Rahmen des Festivals nicht nur aushalten sondern bewusst forcieren und austragen. Dabei interessiert uns auch der Begriff Art Brut, den Franz Nigl zum Einen aufgrund seiner Vita verkörpert und zum Anderen, ob der übergeordneten Relevanz seiner Arbeit längst hinter sich gelassen hat. Eindeutig ist aus unserer Sicht nur: Nigls Crowd wird aufwühlen.”

Franz Nigl wurde1970 in Wien geboren. In frühen Jahren wandte er sich zunächst der Malerei zu und war als Sänger und Perkussionist Mitglied in verschiedenen musikalischen Formationen. Neben eigenen musikalischen Produktionen folgten in den 1990ern mit einem befreundeten Künstler experimentelle, performative Aktionen, für die er sich atmosphärisch aufgeladene Kulissen wie Flaktürme, Gasometer, verlassene Industrieobjekte und einen Nazistollen in Melk aussuchte. In diesen Umgebungen setzte er brennende Gegenstände in Szene, um sie letztlich als Motive für Foto- und Filmarbeiten zu verarbeiten. Es entstanden düstere und mystisch wirkende Fotocollagen sowie filmische Werke, getragen von schweren Soundmontagen.
Franz Nigls erste Tonfiguren entstanden bereits Ende der 1980er Jahre. Er entwickelte aber erst 2014 im Atelier 10 das dunkele Erscheinungsbild, als er von glasiertem Ton zu einem stärker schamottierten Terra-Nigra-Ton ohne beschauliche Effekte wechselte. Aufgrund seiner steten Produktion und der wachsenden Stückzahl begannen die Figuren zusehends seinen Arbeitsplatz einzunehmen – das Stau- und Lagerproblem wurde zum Konzept und veränderte gleichsam den Blickwinkel. Unter dem Eindruck dieses „Belagerungszustandes“ rückte Nigl den Fokus von der einzelnen Figur auf die eigentümliche archaisch-geisterhafte Wirkung einer sich invasiv ausbreitenden „Crowd“, einer Population von Gestalten mit rätselhafter Provenienz und vollkommen unklaren Absichten.
Franz Nigl lebt in Wien und arbeitet im Atelier 10.

 

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