Rückblick zur Ausstellung „Museum des Anfangs“ von Elisabeth von Samsonow

Zur Ausstellung:

Elisabeth von Samsonow

Museum des Anfangs

1. bis 31 Oktober 2022, 9:00 bis 17:00

Vernissage: 30.09., 11:00 Uhr

Stift Melk, Stiftspark und Pavillon

Elisabeth von Samsonow zeigt eine zweiteilige Installation mit Skulpturen, Objekten und Bildern, die sie für den Pavillon, für ihr „Museum des Anfangs“ komponiert hat. Die Skulpturen aus Lindenholz und Metall nehmen die Sprache der neolithischen Kleinskulptur der Kykladen auf, die durch ihre futuristischen Formen bereits Hans Arp und Constantin Brancusi inspiriert haben. Am Anfang der modernen Kunst standen also prähistorische Mädchen – was für eine Geschichte. Diesen Faden spinnt Elisabeth von Samsonow mit ihren Skulpturen weiter, wobei sie stärker als ihre Vorgänger den Inhalt dieser Figuren heranzieht. Die kürzelhaft wiedergegebene Köpfe, Arme und Beine der Kykladenfiguren projiziert sie in masstäblich bedeutend größere Volumina und legt einen Akzent auf den Umstand, dass es sich eben um Mädchenfiguren handelt, was sie als nicht zu unterschlagende Tatsache unterstreicht. Erstmals zeigt Elisabeth von Samsonow die Arbeit  “Zwei Mädchen”. Das Paar von Aluminiumgüssen von 210 cm Höhe bildet das Zentrum der Ausstellung im barocken Pavillon mit seinen Bergl-Fresken. Samsonow stellt dieser bunten Naturimagination den metallenen Guss gegenüber. Die Künstlerin entwickelt ihre charakteristische Formensprache in einem neuen Material. Ihre farbenprächtige bildhauerische Arbeit mit dem gewachsenen Stamm transformiert sie hier in ein monochromes Paar, das in großer Klarheit die Würde und Macht der “Mädchen” ausstrahlt.

Ein dreizehnteiliger spiraliger Faltschirm umschließt die Skulptur einer Weizenähre, die für Elisabeth von Samsonow auf die Logik der Mädchenfigurinen bezogen werden muss: der Mädchenkörper ist die Lebende Münze, das Kykladenfigürchen, das den Körpers des Mädchens zitiert, ein erstes „Geld“, in dem die elementare Werteinheit festgelegt wird. Die erste Werteinheit ist der Körper produzierende Körper als derjenige, der das Leben erhält (Mütter gibt es in allen Spezies). Diese Ordnung läuft der Ordnung der kapitalistischen Wert-Produktion komplett zuwider, was Samsonow besonders interessiert.

Samsonows Mädchen werden von Kultwägen flankiert, fahrbaren Plattformen besetzt mit Silhouetten aus Blech, mit weissem Autolack lackiert. Diese Kultwägen zeigen eine Art Archiv der prähistorischen Plastik und ihrer bevorzugten Formen.

Die Gruppe der Mädchen wird erweitert um die „Transplants“, Skulpturen, die hybride Wesen zwischen Mensch und Baum darstellen, eine tönende Skulptur mit Amselgezwitscher, eine weisse Demeter in Gestalt einer weiblichen Figur mit einem Pferdekopf um „Madonna“, eine sehr großen Geige mit Hohlräumen, und schließlich um eine „Wetterhexe“ aus bemaltem Holz und Eisen. Drei Bilder auf metallenen „Altären“ entstammen der Serie „Erdseelen“. Sie sollen die Verwobenheit der äußeren mit der „inneren Erde“ aufzeigen. Unter der inneren Erde versteht Elisabeth von Samsonow die der Erde eigene subjektive, also psychische Aktivität, die sie experimentell aufzeichnet. Die für Melk ausgewählten Werke (Die Erfindung der Vogelstimmen, die Erschaffung des Edelweiss, Was unter der Schlafenden Hexe liegt) sollen eine visuelle und phantastische Brücke zwischen der Installation und den Fresken von Johann Bergl bilden. (Veröffentlichung zu den Erdseelen: SPEAKING EARTH CATALOGUE, Taxispalais Kunsthalle Tirol, hg, von Nina Tabassomi). Auf einem kleineren Bildschirm ist ein Video zu sehen mit einer Performance, die Elisabeth von Samsonow 2020 für die Vienna Art Week produziert hat, mit dem Titel „The Great Ultimate Matriarcho-Magical State Ritual. The Total Formula“. In diesem Video erläutert Elisabeth von Samsonow die Grundbegriffe einer matriarchalen Politik. Samsonow identifiziert die Abkehr von matriarchalen Lebensweisen als Ursache für unser Ausbeutungsverhältnis zur Biosphäre mit seinen krisenhaften Folgen und setzt diesem ein Gegenbild der Fülle und Fürsorge entgegen.

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